Ahnenforschung
Mein Urgroßvater und ich
Ahnenforschung kann sehr spannend sein – aber wie fange ich an? Gabriele Fricke, Vorsitzende des Niedersächsischen Landesvereins für Familienkunde e. V. (NLF), berichtet über ihren Weg zur Familienforschung und gibt Tipps für den Einstieg.
Die Suche nach dem Ursprung der eigenen Familie fasziniert immer mehr Menschen in Deutschland.Foto: Anhees/stock.adobe.com
Am Anfang stand ein Atari-Computer. Ausgestattet mit dem Programm „Family History“, einer Mappe voller Zettel mit Angaben über die Familie und einigen wenigen Fotografien machte sich Gabriele Fricke im Jahr 1988 auf die Suche nach den eigenen Vorfahren. Viel war das nicht, denn ein Bombenangriff im Jahr 1942 hatte viele Unterlagen vernichtet. Und doch ließ sich mit dieser Grundausstattung schon etwas Licht in die Familien‧geschichte bringen.
Auf italienischen Spuren
Gabriele Fricke stammt aus der Familie von Oswald China, einem ehemaligen Uelzener Baustoff‧hersteller und -händler, der noch heute vielen Menschen in unserer Region ein Begriff ist. Oswald China war ihr Urgroßvater, er gründete das Unternehmen im Jahr 1902.
China war 1875 in Sequals geboren worden, einem malerisch gelegenen Örtchen in Norditalien, das für seine Stein- und Glas‧mosaiken weltweite Berühmtheit erlangt hat. Hier erlernte er den Beruf des Terrazzolegers und wurde dann einer jener italienischen Kunsthandwerker, die sich um die Jahrhundertwende auf den Weg nach Deutschland machten, um hier die wachsende Nachfrage nach hochwertigen Terrazzoböden zu befriedigen, die damals vor allem beim aufstrebenden Bürgertum groß in Mode waren. Über einen Zwischenstopp in Südfrankreich kam der junge Italiener nach Berlin. Hier lernte er seine Frau kennen, die aus Westpreußen stammte. Gemeinsam fand das Ehepaar in Uelzen eine neue Heimat – und viel Arbeit, denn auch wohlhabende Landwirte in den Landkreisen Uelzen und Lüchow-Dannenberg ließen sich gern kunstvolle Terrazzoböden in die neu errichteten „Rübenburgen“ legen.
Wie sah der Alltag meiner Vorfahren aus?
„Mich begeistert nicht nur das reine Sammeln von Informationen und Daten“, sagt die in Uelzen geborene und in Bad Nenndorf lebende Gabriele Fricke. Sie selbst ist nicht nur Ahnenforscherin in eigener Sache, sondern seit 2013 auch erste Vorsitzende des in Hannover ansässigen Niedersächsischen Landesvereins für Familienkunde e. V. (NLF).
„Ich versetze mich durch meine Forschungen immer wieder in die Situation meiner Vorfahren und ihre Zeit. Wie sah damals der Alltag für meine Familie aus? Mit welchen Schwierigkeiten und Mühen haben sie in den 1930er-Jahren ihr Haus in der Uelzener Karlstraße gebaut, das dann im Krieg völlig zerstört wurde? Die dabei gewonnenen Erkenntnisse relativieren vieles und lassen so manches Problem, das uns in der Gegenwart riesig vorkommt, in einem anderen Licht erscheinen.“
Tipps für den Einstieg
Doch wie und wo fange ich an, wenn ich mich für die Geschichte meiner Familie interessiere? „Das ist eigentlich ganz einfach“, sagt Gabriele Fricke: „Befragen Sie alle Personen in Ihrer Familie, die noch leben. Machen Sie sich Notizen, nutzen Sie Ihr Handy machen Sie Video- oder Tonaufnahmen, wenn Sie Ihre Groß‧eltern oder Eltern zur Familiengeschichte befragen.“
Vereine wie der NLF können im nächsten Schritt helfen, weitere Quellen anzuzapfen.
Weitere Infos finden Sie unter:
www.familienkunde-niedersachsen.de
cwk
Gabriele Fricke ist erste Vorsitzende des Niedersächsischen Landesvereins für Familienkunde e. V. Foto: privat